Zeit: | 20. April 2023, 14:00 Uhr – 21. April 2023, 13:00 Uhr |
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Veranstaltungsort: | Württembergische Landesbibliothek, Konrad-Adenauer-Straße 10, 70173 Stuttgart |
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Stahl war in der Hochmoderne neben Stahlbeton nicht nur ein Baumaterial, dessen Materialeigenschaften es ermöglichten, bis dato für unmöglich gehaltene architektonische Visionen, bautechnische Neuerungen oder infrastrukturelle Systeme zu realisieren. In diesem Kontext wurde das Material darüber hinaus mit einer Symbolik konnotiert, die es systemübergreifend zu einem integralen Bestandteil des zeitgenössischen Fortschrittsversprechens machte.
Die zunehmende Verfügbarkeit dieses Materials, die sowohl durch technologische Innovationen und ein komplexes wissenschaftliches Netzwerk befeuert wurde, als auch von den politischen und ökonomischen Bedingungen bestimmt war, hatte zur Folge, dass damit die Professionalisierung und Spezialisierung, die sich in Unternehmen, Verbänden und Institutionen abzeichnete, wie die Diversifizierung von Produkten einherging. Heute haben eine Vielzahl der stählernen – häufig experimentell entwickelten – Relikte vergangener Fortschrittsnarrative ihre ursprüngliche Funktion verloren und befinden sich in einem kritischen Erhaltungszustand. Die Reflexion über ihre konstruktions-, architektur- und bautechnikgeschichtlichen Bedeutung scheint dringend geboten und angemessene Erhaltungsansätzen müssen entwickelt werden.
Im Fokus der Tagung wird das Baumaterial Stahl in der Hochmoderne stehen. In diesem Zusammenhang sollen Stahlbauwerke und die mit ihnen verknüpften Techniken und Praktiken analysiert werden. Es gilt, nach den sozialen, ökonomischen und kulturellen sowie den natur- und ingenieurwissenschaftlichen Entstehungsbedingungen und den beteiligten Akteursnetzwerken zu fragen: Nach Planungs-, Produktions-, und Konstruktionsprozessen, Standardisierung, Normierung und Typisierung, Unikat und Serienprodukt, dem Anschub neuer Werkstoff- und Bau(teil)entwicklungen sowie auch den Gremien und Institutionen, die diese Entwicklungen organisierten.
Ein zweiter Fokus der Betrachtungen liegt auf den damit verbundenen denkmalpflegerischen Aspekten. Im Sinne einer Inventarisierung gilt es, den Denkmal- oder Quellenwert bestimmter Bauten oder auch Baugattungen aus Stahl in der Hochmoderne genauer zu charakterisieren. Lassen sich zudem grundlegende Innovations- und/oder Produktionsentwicklungen herausarbeiten, die für die Betrachtung der Wertigkeit von Objekten diskutiert werden können bzw. Beachtung finden sollten? Im Weiteren können auch Strategien zur Erhaltung, Sanierung oder Ertüchtigung solcher Bauten vorgestellt werden. Dabei soll es aber weniger um Erfahrungsberichte von Instandsetzungsmaßnahmen gehen, sondern vielmehr um eine übergreifende Auseinandersetzung beispielsweise mit typischen Mängeln, die vielleicht schon Teil des bauzeitlichen Entwurfs waren, heute unter aktuellen Nutzungsbedingungen jedoch spezifische Probleme hervorrufen.
Eine Anmeldung zur Teilnahme ist nicht erforderlich.
PROGRAMM
20.04.2023 | 14:00 Uhr – 19:30 Uhr
Tag 1: Bauen mit Stahl in Ost und West. Innovative Fertighäuserund konstruktive Lösungen
14:00-14:10
Begrüßung durch Reinhold Bauer (Stuttgart)
14:10-16:10 Panel I (Chair: Reinhold Bauer)
14:10-14:40
Thomas Schuetz (Stuttgart)
Innovationssysteme und Innovationskulturender deutschen Stahlindustrie
14:40-15:10
Silke Haps (Bochum)
Stahl(verbund)fertighäuser der Firmen Hoesch und Krupp - ein Experiment des Bauwesens in der Hochmoderne?
15:10-15:40
Tobias Nolteklocke (Wuppertal)
Neue Konstruktionsmaterialien, Chemische Industrie und Historische Materialforschung
15:40-16:30 Kaffeepause
16:30 – 17:30 Panel II (Chair: Torsten Meyer (Bochum))
16:30-17:00
Richard Blum (Weimar)
Innovative Adaption - Raumfachwerke aus Stahl in der DDR
17:00-17:30
Benjamin Schmid (Innsbruck)
Das Kräftemessen zwischen Kernspaltung und Stahlzellenverbundbauweise / Modellversuche für Sicherheitsbehälter von Kernkraftwerken in der DDR
18:00-19:30
Abendvortrag
Isolde Parussel (Dortmund) und Philipp Schäle (Emishalden (Rot an der Rot)):
Wie zieht man ein Fertighaus um? Translozierung eines Hoesch-Stahlhauses - ein Werkstattbericht
21.04.2023 | 9:00 Uhr–13:00 Uhr
Tag 2: Eine Welt aus Stahl. Erkunden, Bewerten, Erhalten
09:30-10:30
Einführungsvortrag (Chair: Helmut Maier (Wuppertal))
Joachim Schwarte (Stuttgart)
Eine Welt aus Stahl - Von der Innovation zur Ressource
10:30-11:00 Kaffeepause
11:00-13:00 (Chair: Simon Paulus (Stuttgart))
11:00-11:30
Anke Fissabre & Evelin Rottke (Aachen)
Versteckte Stahlkonstruktionen im Sakralbau der Moderne
11:30-12:00
Annkathrin Heinrich (Braunschweig)
Ansätze für eine denkmalpflegerische Bewertung von Typenstahlbauten der DDR
12:00-12:30
Michael Hascher, Sabine Kuban und Júlia Tauber (Esslingen)
Denkmalpflegerische Herausforderungen hochmoderner (Stahl)Konstruktionen
12:30-13:00
Abschlussdiskussion (Ltg: Thomas Schuetz)
13:00 Verabschiedung durch Thomas Schuetz