Zeit: | 14. Juli 2010, 21:00 Uhr |
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Veranstaltungsort: | Universität Stuttgart, Keplerstr. 17 (KII), 11 Etage, Raum 11.01 |
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Träume zählen seit dem Beginn historischer Berichte und Erzählungen zum festen Bestand dessen, was überlieferungswert erschien. R. Koselleck sieht in der institutionalisierten Traumbewältigung ein Zeichen für „Entlastungsstrategien“, die der Mensch entwickelt, um die meist als Bedrohung erfahrenen Visionen zu rationalisieren. Ignaz Ježowers Sammlung „Das Buch der Träume“ (1928) stellt einen solchen Versuch der Rationalisierung dar – die kommentierte Anthologie dokumentiert Träume bekannter Zeitzeugen und spiegelt die großen Linien der Ereignisgeschichte in einzelnen biographischen, politischen und okkulten Visionen. Rudolf Leonhards und Walter Benjamins Traum-Notate stehen bei Ježower in unmittelbarer Nachbarschaft. Der Einsatz ihrer Träume für die Geschichtsschreibung ist für beide Autoren sowohl existentiell als auch epistemologisch von Gewicht.
Mit der Untersuchung der konstruktiven Parallelen zwischen Leonhards und Benjamins Einsatz des Traums für die Geschichtsschreibung wurde zugleich die Frage nach einer disziplinären Überschreitung an der Grenze zwischen Philosophie und Literatur aufgeworfen.
Vortrag im Rahmen der Vortragsreihe "L’historiographie face aux frontières – Geschichtsschreibung und Grenzüberschreitung". Gefördert von der DVA Stiftung im Rahmen des Frankreich Schwerpunktes des IZKT.