3. Stuttgarter Zukunftsrede (2025) mit Eva Illouz

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Eva Illouz, israelische Soziologin und Autorin und eine bedeutendsten Denkerinnen der Gegenwart hielt am 04.02.2025 im Rathaus die 3. Stuttgarter Zukunftsrede: "The Glamorous and Dismal Future of Emotions or How Subjectivity Shapes Technology".

3. Stuttgarter Zukunftsrede (2025)

Digitale Gefühle als Konsumobjekte. Eva Illouz blickt in die Zukunft

Dass wir in Zeiten leben, in denen politische Gefühle wachsende Bedeutung gewinnen, dürfte schwer zu leugnen sein. Kein Tag vergeht, an dem sich nicht politische Wut, kollektive Trauer oder öffentliche Verachtung zeigen. Aber wie lassen sich diese kollektiven Emotionen wissenschaftlich angemessen beschreiben? Welches Bild ergibt sich, wenn man Gefühle nicht als intime und individuelle Erfahrungen versteht, sondern als kulturell vermittelte, soziale Phänomene?

Diese Fragen bearbeitet die weltweit renommierte Emotionssoziologin Eva Illouz. Ihre Bücher sind internationale Bestseller – und zugleich Impulsgeber für Debatten in vielen Nachbardisziplinen wie der Literatur-, der Politik- und der Geschichtswissenschaft. Vom 4. bis 6. Februar war Illouz in Stuttgart zu Gast und gewährte Einblick in aktuelle Überlegungen und Forschungen.

In ihrer „Stuttgarter Zukunftsrede“, der dritten dieser Art nach Daniel Kehlmann und Liao Yiwu, führte sie den ca. 750 Zuhörer:innen im Rathaussaal und über 1000 Zuschauer:innen im Livestream vor Augen, dass die Zukunft bereits begonnen hat: Schon heute, so ihre Pointe, lassen sich Gefühle digital hervorbringen und konsumieren: Die Tech-Firmen bieten gar nicht „Unterhaltung“ oder „Informationen“ an, sondern die Möglichkeit, den eigenen Gefühlshaushalt durch medialen Trost, digitalen Zorn oder gar social-media-Hass zu kuratieren.

Eva Illouz argumentierte in ihrem Vortrag, dass diese digital konsumierbaren Emotionen, die „emodities“, nicht nur Produkt, sondern auch Ressource der Konzerne sind. Die Konsumenten füttern immer zugleich die Algorithmen mit jenen Daten, die passgenauere Emotionalisierungen ermöglichen. Für die Zukunft sah Illouz eine weitere Ausbreitung der „entertained loneliness“ vor: Allein vor dem Gerät, einsam, aber wenigstens gut unterhalten und emotional stabilisiert, kann der Mensch sich aussuchen, was er fühlen will.

Fazit

Die dritte Stuttgarter Zukunftsrede führte vor Augen, dass die Universität Stuttgart, das Literaturhaus Stuttgart und der Hospitalhof Stuttgart, unterstützt von der Landeshauptstadt und der Berthold Leibinger Stiftung, die Metropolregion zum Ort intellektueller Entdeckungen machen können. Stuttgart zeigte sich als Wissenschaftsstandort, an dem man an globalen Debatten teilnimmt – über die Grenzen der Wissenschaft in die Stadtgesellschaft hinein.

Begleitprogramm zur 3. Stuttgarter Zukunftsrede

Workshop: Emotions, Society, Politics: Reading and Re-reading Eva Illouz

Im Workshop an der Universität Stuttgart hatten Forscherinnen und Forscher am Folgetag die Möglichkeit, Fragen an Illouz zu stellen und nach interdisziplinären Anschlussmöglichkeiten zu suchen. Die Emotionssoziologie erwies sich dabei als eine Disziplin, die an der Schnittstelle zahlreicher Forschungsgebiete angesiedelt ist. Illouz bot hier auch einen Blick in ihre Werkstatt, ihre Arbeitsweise, ihren theoretischen Werkzeugkasten.

Q&A an Eva Illouz

Am Donnerstagabend wurden dann auch Fragen des Publikums an Eva Illouz zurückgespiegelt: Auf Postkarten und per Mail gesammeltes Feedback bot in aufbereiteter Art die Basis für ein Podiumsgespräch im Literaturhaus. Wie ist es möglich, so lautete eine der Fragen, dass der Mensch sich in der „entertained loneliness“ offenbar ganz wohl fühlt? Verkümmert unsere Gefühlswelt, wenn sie sich nach dem Vorbild der Emojis bildet? Was sind die politischen Folgen einer epochalen Neustrukturierung unserer emotionalen Grammatik?

Medienresonanz

Presse

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Bericht der Hochschulkommunikation | Universität Stuttgart

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