Eine Bestandsaufnahme, teils fiktiv, teils dokumentarisch
Mit dem Kurzfilm „Blick nach vorne“ nahm das studentische "Filmteam Mobilität" der Merz Akademie eine Bestandsaufnahme vor und thematisierte das gegenwärtige Verharrt-sein im individuellen Freiheitsverständnis durch Individualverkehr: auf das Auto sei Verlass, denn das Bier bleibe kalt im Kofferraum. Die fiktionalen Elemente des Films greifen eine Alltagssituation auf und spielen dabei meist im „immobilen“ Zustand: zwei junge Menschen sitzen 2024 auf einem Sofa und denken über die Zukunft der Mobilität 2049 nach. Ob sich jemals etwas ändern wird? Sicher sind sie sich nicht.
Im Hintergrund läuft ein Radiointerview mit Manfred Wacker, Akademischer Oberrat am Institut für Straßen- und Verkehrswesen an der Universität Stuttgart, welches das Filmteam im Rechercheprozess mit ihm geführt hat. Die Elektroautotechnik sei zu Beginn des 20. Jahrhunderts schon dagewesen, konnte sich schließlich aber nicht gegen den Verbrenner durchsetzen, erzählt der Experte im Radio.
Superblocks trainieren den "Zukunftsmuskel"
Neben der inszenierten Alltagssituation, die an studentische Lebenswelten anknüpft, sind dokumentarische Szenen aus dem Stuttgarter Stadtraum sichtbar: Autos, Baustellen und – es gibt ihn doch – ein Lichtblick, der eine Ahnung auf zukünftige Freiheiten 2049 geben könnte: mit Superblocks wie beispielsweise in der Augustenstraße im Stuttgarter Westen könnten neue Freiheiten auf der Straße erlebbar gemacht werden.
Im anschließenden Podiumsgespräch mit Eileen Mandir, Manfred Wacker, Felix Heidenreich und dem studentischen Filmteam argumentierte Frau Mandir, alternative Zukünfte müssten erlebbar gemacht werden, um so etwas wie einen "Zukunftsmuskel" zu aktivieren. Explorative Strategien greifen einzelne Fragmente der Gegenwart auf, um daran anknüpfend weiterzudenken und Visionen zu entwickeln. Aber auch ein Blick auf vergangene Zukunftsvorstellungen könne lohnenswert sein: Wo stünden wir heute, hätte sich Anfang des 20. Jahrhunderts das Elektroauto durchgesetzt?
Wer trägt Verantwortung für Veränderung?
Das Publikum war nicht nur sehr interessiert am neuartigen Format, sondern brachte auch Denkanregungen zum Thema Verantwortung ein: Liegt es an der Politik einen Rahmen zu schaffen, innerhalb dessen sich neue Wege der Mobilität erschließen? Oder müssen zivilgesellschaftliche Initiativen mit bürgerschaftlichem Engagement, wie etwa im Stuttgarter Hospitalviertel, vorangehen und beharrlich Forderungen an die Politik stellen?